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Red Eye Nachtregatta 2023

Peter Theurer 13.07.2023

Trotz schlechten Aussichten auf Wind, erschienen 13 Teams zur traditionellen Nachtregatta. Pünktlich zum Start blies ein sehr leichter Wind aus Westen, welcher jedoch nur von kurzer Dauer war. Das Feld war zwischen Wingreis und Inselspitz breit verstreut als der Wind einschlief.

Die J-70 mit dem YCB Junior Nello Widmer und Team lagen zu diesem Zeitpunkt an der Spitze gefolgt von Team Schibler auf dem T-Boot. Zu unserem grossen Erstaunen befanden wir uns trotz gutem Start, im hinteren Teil dieses Feldes. Zweifel kamen auf, wo der Hund begraben ist. Sind wir mit fünf Leuten an Bord zu schwer, hat unser Boot tatsächlich eine so schlechte leichtwind Performance oder sind wir ganz einfach am falschen Ort durchgesegelt…? Nein, da muss was faul sein! Ich stürzte mich in die Badehose und sprang mit Taucherbrille ins kühle Nass. Zum Glück bewahrheitete sich mein Verdacht. Beim Kielansatz hatte sich Kraut festgesetzt. Mit Blankem Unterwasser galt es nun, das Feld von hinten aufzurollen. Mit flauen Windstössen aus Osten, teils vom Berg und um die Inselspitze herum sogar aus Süden war es ein richtiger «Chnorz» dieses Unterfangen umzusetzen.

Kurz vor der Wendeboje vor Saint-Joux gelang es uns aufzuschliessen. Tas Team Schibler konnte sich etwas vom Hauptfeld absetzten und rundeten die Boje als Erste. Team Widmer folgte knapp vor dem grossen Pulk, welcher sich aus den Teams Jakob, Hirsch, Otto, Hasler, Theurer, Schenk und Aebi zusammensetzte. Die Dunkelheit kehrte nun ein und ein wunderschöner Sternenhimmel konnte bestaunt werden. Im Schneckentempo trieben wir Richtung Wingreis. Langsam aber stetig konnten wir uns vom Pulk lösen und das Team Widmer einholen. Das Momentum lag nun auf unserer Seite und die Moral an Bord stieg beträchtlich. Wir machten uns diverse Überlegungen aus welcher thermischen Konstellation heraus der nächste Windhauch entstehen könnte.

Mein Bruder Erich erinnerte sich an alles Gelernte aus seiner Zeit als Segelflug Pilot. Es gibt nur eine Variante, war er sich sicher. Die Insel hat noch Wärme gespeichert und die warme aufsteigende Luft würde die kältere Seeluft ansaugen. Wir entschlossen uns möglichst nahe an der Inselspitze entlang zu segeln. Und plötzlich kam, wie aus dem nichts, frischte Wind auf. Hart am Wind und mit fünf knoten Bootsgeschwindigkeit segelten wir im Zweikampf mit dem Team Widmer Richtung Wingreis. Schiblers waren zu nahe unter Land und konnten nicht von diesem Wind profitieren. Ihr ganzer Vorsprung schmolz wie Butter in der warmen Sonne. Sie konnten einem leidtun, denn ihre Führung hatten Sie vorab hart erarbeitet.

Nach 5h41 überquerten sie als erste die Linie in Wingreis. Mit Sieben Minuten Rückstand folgten wir. Zwei Minuten vor unseren hartnäckigsten Gegnern, dem Team Widmer.  Auf die Frage, ob dies nun das definitive Ziel sei, antwortete die unbekannte Stimme an Land; eigentlich ginge es schon noch weiter. Viele Boote, welche Wingreis als Heimathafen hatten, bogen verständlicherweise direkt Richtung Hafen ab. Wir hätten dasselbe getan. Unser Boot liegt aber im Mörigen Hafen. So oder so mussten wir den See überqueren. Von den unzähligen Nachtregatten, welche mein Bruder und ich mit den Eltern auf dem Jollenkreuzer segelten wussten wir, dass am Südufer der Huberd (französich) wehen kann. Der Huberd ist das pendent zum Joran und weht in einem Streifen von ca. 500m zum Ufer aus Süden. Wir einigten uns, die Schlaufe nach Lüscherz weiter zu Segeln falls dieser Südwind blasen sollte. Je näher wir uns dem Ufer näherten, desto mehr drehte der Wind auf unsere Nase und frischte auf geschätzte 5kn auf. Unter Genaker rauschten wir mit bis zu 6,3kn Bootsgeschwindikeit nach Lüschez und auf gleicher Linie zurück bis höhe Täufelen. Nun stand uns noch die mühsame Seeüberquerung bevor, welche wir nach dem tollen Erlebnis am Südufer gerne auf uns nahmen. Um 04:40 überquerten wir die Ziellinie und eine unbekannte Stimme an Land sagte trocken; nun sei aber definitiv Schluss. Die Teams Otto und Hasler beendeten die Lüscherz Schlaufe ebenfalls und haben den «Heldenstatus» verdient.

Die wahren Helden und Heldinnen sind aber die Organisatoren der Regatta!! Ein grosses Dankeschön geht an Lilo und Konrad Hirsch, Heidi und Peter Gyger, Thomas Treib und David Estoppey. Sie haben hervorragende Arbeit geleistet und mit perfekter Organisation und Teamwork den Clubhaus- und Regattabetrieb über 24h auch durch die Nacht aufrechterhalten. Bravo!!!

Peter Theurer, Saphire 27 SUI43